Inhalt / Beschreibung
Diplomarbeit: Eine experimentelle Untersuchung der Wirkung von angenehmer und unangenehmer Musik auf Ärger und aggressives Verhalten
ext-stroke-width: 0px; "> Praktische Relevanz des Themas Aggression und aggressives Verhalten sind Themen, die täglich begegnen: im Straßenverkehr, dem Gedränge in der U-Bahn, auf dem Arbeitsplatz, selbst in der eigenen Familie; in den Zeitungen finden sich seitenweise Berichte über ethnische und politische Auseinandersetzungen. Wie aber lässt sich erklären, warum sich Menschen aggressiv verhalten und unter welchen Bedingungen wird die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten erhöht? Könnte auch Musik eine solche förderliche Bedingung sein? Musik ist ständiger Begleiter, fester Bestandteil des Alltags, ruft Emotionen und Erinnerungen hervor, schafft Atmosphäre. Musik ist omnipräsent, ob im Kaufhaus, im Fahrstuhl, in Werbung, Film und Fernsehen. Menschen werden von ihr beeinflusst, nutzen sie sogar gezielt um ihre Stimmung zu beeinflussen. Die Musikpsychologieforschung beschäftigt sich daher eingehend mit Fragen über die konkreten Auswirkungen, die die Rezeption von Musik auf Kognitionen, Emotionen und Verhalten hat, um diese Phänomene besser begreiflich und nutzbar zu machen. Interessant scheint in diesem Zusammenhang die Fragestellung, ob Musik unter bestimmten aggressionsfördernden Bedingungen einen puffernden oder verstärkenden Effekt haben kann. Auf Grundlage des gegenwärtigen Forschungsstandes und den Ergebnissen der folgend beschriebenen Studie soll dies näher untersucht werden. Damit sollen die wenigen bisher vorhandenen Befunde zu diesem Thema ergänzt und Widersprüche aufgeklärt werden, um beispielsweise eine nützliche Basis für die Entwicklung von Maßnahmen zur Aggressionsregulation in der klinischen Praxis und im Alltag zu bieten.
auto; -webkit-text-stroke-width: 0px;Zusammenfassung Die vorliegende Studie untersuchte die moderierende Wirkung von als angenehm und unangenehm empfundener Musik auf aggressive Affekte und Verhalten. Sie orientierte sich an innerhalb der Aggressionsforschung vielfach untersuchten Erklärungsmodellen für das Entstehen von Aggression, wie beispielsweise dem Neoassoziationsmus oder dem General Aggression Model. Demnach führt eine Aktivierung von Aggressionsnetzwerken durch einen aversiven Reiz unter anderem zum Auftreten von Ärger und aggressivem Verhalten. Zahlreiche Befunde zur Wirkung von Musik auf Emotionen, Kognitionen und Verhalten legten nahe, dass Musik ein valenter Stimulus sein kann, der zudem auf Ärger und aggressives Verhalten wirkt. Die hier vorgelegte experimentelle Untersuchung erforschte, inwieweit ein Zusammenhang zwischen Ärger und aggressivem Verhalten im Sinne einer Netzwerkaktivierung besteht, ob angenehme Musik eine positive Stimmung bzw. unangenehme Musik Ärgergefühle bewirken kann und inwiefern ein moderierender Einfluss auf Ärger und aggressives Verhalten in aggressionsbegünstigenden Situationen besteht. Dazu wurden 90 Studierende der Universität Potsdam angenehmer, unangenehmer oder in der Kontrollbedingung keiner Musik ausgesetzt, während sie eine ärgerliche Situation in ihrem Leben erinnerten und beschrieben, um die Erregung zu erhöhen und negative Emotionen hervorzurufen. Eine Kontrollgruppe sollte statt einem ärgerlichen Erlebnis ihren Weg zur Arbeit bzw. Universität rekapitulieren. In einem anschließenden Schritt wurden die sich im Vergleich zum ersten Messzeitpunkt veränderten aggressiven Affekte sowie die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten erhoben. Es zeigte sich bei Berechnung einer partiellen Korrelationsanalyse ein signifikanter positiver Zusammenhang von Ärger und aggressivem Verhalten. Ein signifikanter allgemeiner Unterschied in der Stimmung zwischen den Musikgruppen mittels Varianzanalyse mit Messwiederholung konnte zwar nachgewiesen werden, jedoch hatte die Musik keinen statistisch relevanten Einfluss auf die Veränderung der Stimmung vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt. Der vermutete durch unangenehme Musik bedingte Anstieg des Ärger-Niveaus sowie die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, sich aggressiv zu verhalten, konnte ebenfalls nicht bestä- tigt werden. Auch eine durch angenehme Musik bedingte Reduktion des Ärger-Niveaus sowie eine Reduktion der Wahrscheinlichkeit, sich aggressiv zu verhalten, ließ sich nicht nachweisen. Es ergab sich jedoch eine Interaktion zwischen der gehörten Musik und der Induktion, die sich zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt nicht veränderte. Überdies berichteten die männlichen Teilnehmer ein zu beiden Messzeitpunkten höheres absolutes Ärger-Niveau als die weiblichen Teilnehmer, während sich die weiblichen Teilnehmer jedoch in einer aggressionsförderlichen Situation aggressiver verhielten als die männlichen Teilnehmer. Die Ergebnisse bestätigen eine Vernetzung aggressionsassoziierter Emotionen, Kognitionen und Verhalten, da die Emotion Ärger auch mit der Bereitschaft zu aggressivem Verhalten einhergeht. Zwar ergab sich kein Effekt der Musik über die Zeit, jedoch weisen die Stimmungsunterschiede in den Untersuchungsgruppen zu Beginn des Experimentes darauf hin, dass bereits nach Sekunden eine aggressionsunterstützende Wirkung der Musik eintritt, die dann möglicherweise durch Habituationseffekte auf einem Niveau stabil bleibt. Zudem implizieren die Daten, dass es einen durch Geschlechterrollensozialisation bedingten Unterschied in der Intensität des Ärger-Erlebens zwischen den Geschlechtern gibt. |